EUROPE am 02.11.2015 im Astra Berlin


© Simone Birkelbach All Rights Reserved

Lang lang ist es her, dass ich ein Konzert in dieser Groessenordnung fotografieren sollte. Entsprechend war ich aufgeregt, als mir Viktor Büttner von 60Minuten in Berlin mitteilte, dass ich den Fotopass fuer eine meiner Lieblingsbands kriege. Europe spielten am 02.November in Berlin im Astra Kulturhaus.

Ich wurde von meinen Soehnen begleitet und das war auch gut so! Ich bin einiges gewohnt, was berliner Gegenden betrifft, aber als wir in der Revaler Strasse ankamen machte sich ein ungutes Gefuehl bei mir breit. Ich parkte mein Auto moeglichst dicht bei der Location in der Hoffnung, es spaeter dort wieder vorzufinden. Die dubiosen Leute die sich dort rumtrieben, verschafften mir nicht gerade Sicherheit. Wieder einmal fand ich die Entscheidung richtig, meiner ehemaligen Heimatstadt vor langer Zeit den Ruecken gekehrt zu haben. Der Weg vom Auto zum Astra war dann abenteuerlich. Dunkel, dreckig und alles Andere als einladend fuer einen Konzertabend mit einer so grossartigen Band wie Europe. Aber gut, die Geschmaecker sind unterschiedlich und diese Gegend soll ja besonders am Wochenende sehr gefragt sein – also Augen zu und durch!

Puenktlich um 20.00 Uhr startete die Vorband The Vintage Caravan aus Island. 3 sehr junge Musiker, deren Stil von Hard Rock, über Psychedelic Rock bis Bluesrock gepraegt ist, gaben gleich Gas und heizten uns maechtig ein. Im Graben konnte ich den Sound nicht wirklich beurteilen, weil ich die volle Droehnung der Boxen abbekam. Mir wurde aber gesagt, dass er grandios war. Befremdlich war fuer mich die Position und Ausleuchtung des Frontmannes Óskar Logi Ágústsson. Er stand meist ganz links auf der Buehne und war oft kaum zu sehen. Ich muss ehrlich gestehen: Nach den 3 Songs im Graben hatte ich genug! Nicht etwa weil die Band schlecht gewesen waere, sie waren richtig gute Einheizer, sondern weil ich von der Lautstaerke und den wummernden Baessen regelrecht geflasht war. Ich zog mich also zurueck, wartete gespannt auf den weiteren Verlauf des Abends und hoffte fuer Europe auf mehr Publikum.

Mit etwas Verspaetung starteten Europe mit einem Intro und versammelten sich kurz nach 21.00 Uhr auf der Buehne, um mit War Of Kings loszulegen. Das gleichnamige Album kam im Maerz diesen Jahres in die Laeden und dieser Song eignete sich ausgezeichnet als Showbeginner. Die Hoffnung auf mehr Fans erfuellte sich leider nicht und so spielte diese Band vor ca. 300 Gaesten, die allerdings gut mitgingen. Kein Wunder, denn Joey Tempest ist der geborene Frontmann – charmant, sexy, temperamentvoll und mit toller Stimme. Da hat bestimmt nicht nur mein Frauenherz hoeher geschlagen! Hole In My Pocket und Superstitious folgten dem Opener, danach mussten die Fotografen den Graben verlassen.

Wasted Time verpasste ich leider, weil ich erstmal die Kamera abgeben musste. Carrie – DER Herzschmerzsong ueberhaupt brachte etwas Ruhe rein, um mich dann mit The Second Day umzupusten. Dieser Song ist eine Hymne auf dem neuen Album und live der Wahnsinn! Aehnlich ging es mir bei Vasastan – John Norum zeigte bei dem mehrminuetigen Stueck sein ganzes Koennen auf der Gitarre, um am Ende uebergangslos mit Girl From Lebanon weiter zu machen. Ich kriege sehr selten Schreianfaelle, aber da konnte ich mich nicht mehr beherrschen. Meine Soehne schauten nicht schlecht aus der Waesche 😀
Ein weiteres Highlight war das Drumsolo von Ian Haugland. Die Band zog ab und ueberliess ihm die Buehne. Was in den 80zigern Die Kleine Nachtmusik von Mozart war, wo Ian ein Kunstwerk zwischen Klassik und hartem Schlagzeug schaffte, war es im Jahr 2015 die Wilhelm Tell Overture von Rossini. Die Fans waren restlos begeistert. Mit Let the Good Times Rock, Rock the Night und Days of Rock ´N Roll endete nach knapp 90 Minuten ein viel zu kurzes Konzert (Praise You und The Beast wurden vorab von der Setlist gestrichen). Nach lautem Protest der Fans kamen Europe noch einmal auf die Buehne und praesentierten den Song, der 1986 um die Welt ging: The Final Countdown! Nicht nur ich schwebte ueber dem Boden – es war unglaublich, das zu erleben. Dieser Song riss damals die Rockwelt aus den Angeln, allein in Deutschland war er 21 Wochen auf Platz 1!

Zusammenfassend kann ich sagen: Europe waren Klasse!!! John Leven, Ian Haugland, Mic Michaeli boten eine erstklassige Grundlage. Herausragend waren die Gruendungsmitglieder Joey Tempest und John Norum. Joey hat sicher nicht mehr die hohe Stimmlage aus den 80zigern und ich denke das erwartet auch kaum jemand von ihm. Er schaffte es gekonnt, die hohen Passagen zu umgehen und das beeinflusste weder die Songs, noch den Gesamteindruck negativ. Er ist durch und durch ein Showman, der bei einigen Songs sogar zur Gitarre griff und die Fans mitreissen und begeistern konnte. John Norum ist ein fantastischer Saitenhexer. Eher zurueckhaltend wenn man ihn so erlebt, aber er weiss was er tut. Jeder Griff sitzt, sein Spiel ist so leicht und entspannt, trotzdem sehr ausdrucksstark und virtuos. Genial der Mann!
Enttaeuschend fand ich die geringe Besucherzahl. Egal welche Gruende da zum tragen kamen, die Band hatte mehr verdient!

Ich bedanke mich bei Viktor Büttner fuer den Freundschaftsdienst und das Organisieren der Akkreditierung 🙂

The Vintage Caravan:
Óskar Logi Ágústsson (Vocals, Guitar)
Alexander Örn Númason (Bass)
Stefán Ari (Drums)

Europe:
Joey Tempest (Vocals, Guitar)
John Norum (Guitar)
John Leven (Bass)
Ian Haugland (Drums)
Mic Michaeli (Keyboards)

Setlist:

War Of Kings
Hole In My Pocket
Superstitious
Wasted Time
Last Look At Eden
Carrie
The Second Day
Firebox
Sign Of The Times
Vasastan
Girl From Lebanon
Ready Or Not
Nothin’ To Ya
Drum Solo
Let The Good Times Rock
Rock The Night
Days Of Rock ´N Roll

The Final Countdown